Die Aufstellungsarbeit ist eine intensive, emotional aktivierende, psychotherapeutische Intervention. Leider wird kaum eine andere Methode von esoterischen und unwissenschaftlichen Strömungen so sehr in ein falsches Licht gerückt wie diese. Kein Wunder, dass die Familienaufstellung bei einer Vielzahl an Psychotherapeuten kontrovers diskutiert wird. Dabei kann sie – verantwortungsvoll und innerhalb eines psychotherapeutischen Konzeptes genutzt – eine hilfreiche Methode sein, um systemische Zusammenhänge zu klären und eine Lösung bei bestimmten Themenbereichen zu erarbeiten. Aufstellungen sind kein Allheilmittel oder gar übernatürliche Phänomene, sondern bilden eine Schnittstelle, die verschiedene Modelle und Methoden fundierter Therapieformen vereinen und erlebbar machen kann: Darunter zählen unter anderem auch Wirkmodelle der Verhaltenstherapie, psychodynamischer Therapieverfahren, schema- und hypnotherapeutischer Elemente und (als ihren Schwerpunkt und Ursprung) der systemischen Therapie.
Bei einer Familienaufstellung werden (nach einer ausführlichen Anamnese und Zielklärung sowie innerhalb eines Gesamtbehandlungsplans) Personen innerhalb einer Gruppe als „Stellvertreter“ für Mitglieder der eigenen Familie ausgewählt und konstellativ im Raum zueinander angeordnet – also aufgestellt. So können Muster hinsichtlich Beziehungen, Wahrnehmungen, Gefühlen und Wirkungsbedingungen verbildlicht, abgeleitet und psychotherapeutisch nutzbar gemacht werden, in dem z. B. neue Perspektiven eingenommen, neue Positionen gefunden, mehr Distanz oder Zuwendung ermöglicht oder Unausgesprochenes verbalisiert werden kann. Die Aufstellungsarbeit hat ihre Wurzeln unter anderem im Psychodrama, der Familienskulptur und Familientherapie, der systemischen Therapie und Hypnotherapie.
Kritisch zu betrachten sind Aufstellungsarbeiten aus fachfremden und hinsichtlich ihrer Qualifikation schwer überprüfbaren Strömungen, sowie Aufsteller, die häufig geprägt sind von publikumswirksamen Arbeiten und Selbstdarstellungen, falscher Wirklichkeiten, Ansprüche auf Absolutheit, nebelhafte und übernatürliche Attitüden und einer fehlenden therapeutischen Rahmung, wodurch Familienaufstellungen – wie im Falle der meisten psychotherapeutischen Methoden in den Händen unqualifizierter Akteure – mehr schaden als nützen können.